Top of Austria – Großglockner

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Top of Austria – Großglockner

Jeder ÖsterreicherIn soll einmal den Großglockner erklimmen – der höchste Gipfel im Land der Berge. Durch den starken Gletscherschwund wird dieses Abenteuer immer schwieriger und ohne BergführerIn nicht zu empfehlen. Nachfolgend teile ich meine Eindrücke des Erlebnis Top of Austria – Großglockner mit.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Daten

Österreichs höchster Berg hat schon immer fasziniert. Die Pyramide mit ihrer Doppeltspitze steht im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern und ragt schon fast einsam über den Meer von 3000ern hinaus. Darüber hinaus wird diese Sehenswürdigkeit mit einer legendären Straße geziert, die Großglockner Hochalpenstraße. Diese wurde 1935 fertig gestellt und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel und ist auch ein Startpunkt fürs Erklimmen des 3.798 m hohen Gipfels. Es gibt viele verschiedene Routen auf den Großglockner, eine gute Übersicht biete die Seite Bergführer Kals.

Nachdem der Gletscher immer weiter schwindet bietet der Weg der Erstbesteiger eine sehr gute Alternative. Für die beiden Erstbesteigungsexpeditionen wurde 1799 die (historische) Salmhütte erbaut. Sie ist damit die älteste Schutzhütte der Ostalpen. Die damalige Elite der Naturwissenschaften rund um den Organisator und Mäzen, Fürstbischof Graf Salm Reifferscheidt, fand sich hier ein. Unter der Führung einheimischer Bauern erreichte man im Juli 1800 den Gipfel. Diese Route vom Glocknerhaus auf der Kärntner Seite des Großglockners, führt vorbei am Magaritzenspeichersee zur Stockerscharte und schließlich zur Salmhütte (2.644 m). Danach geht man über das Hohenwartkees, die Hohenwartscharte und das Hoffmannskees hinauf zur Erzherzog-Johann-Hütte (3.454 m). Ab der Adlersruhe steigst du den Normalweg über das Glocknerleitl, den Kleinglockner und die Glocknerscharte zum Gipfel hinauf.

Weg der Erstbesteiger (Quelle: https://www.grossglockner-bergfuehrer.at/touren/weg-der-erstbesteiger)

Egal welche Route einen reizt, man befindet sich im hochalpinen Raum und sollte deswegen eine gute Kondition, Trittsicherheit und ausreichend Erfahrung mitnehmen!

Ausrüstung

(Quelle: https://www.grossglockner-bergfuehrer.at)

Das kommt in den 25 bis max. 35 Liter Rucksack:

  • Wasser- und Windfeste Hose (falls es mal regnen sollte)
  • Wasser- und Windfeste Jacke (da am Berg auch mal der Wind weht)
  • Primaloft oder Daunen Jacke (wenn es richtig kalt werden sollte)
  • Dicke Mütze (am Kopf kühlt man am meisten aus)
  • Dünne Handschuhe (als Schutz für die Hände)
  • Dicke Handschuhe (damit die Finger immer warm bleiben)
  • Wechsel T-Shirt (in der Hütte aus den verschwitzten Sachen raus)
  • Stirnlampe (in der Hütte und für einen frühen Aufbruch notwendig)
  • Hüttenschlafsack (damit man sich in den Hüttendecken wohlfühlt)
  • Mobil Telefon (auch am Berg gibt es Empfang)
  • Bargeld (die Karte funktioniert am Berg leider nicht)
  • AV Ausweis (damit du Ermäßigung für die Übernachtung bekommst)
  • Mini Handtuch und Zahnputzzeug (für das Minimum an Hygiene)
  • Mini Sonnencreme (mindesten LSF 30)
  • Lippenbalsam (da die Strahlung am Berg etwas höher ist)
  • Kleines Erste Hilfe Paket (solltest du eines besitzen)
  • Trinkflasche (1 – 2 Liter, denn auf den Hütten kann man auffüllen)
  • Einige Müsliriegel (alle 3 Std. befindet man sich auf einer Hütte)

Das trägst du am Körper:

  • Wandersocken
  • Lange Funktionsunterwäsche
  • Veste (wenn vorhanden)
  • Trekking Hose
  • Softshell Jacke
  • Dünne Mütze
  • Sonnenbrille (min UV 400, gut umschließend!)
  • Bergschuhe Klasse C bis D
  • Teleskop-Wanderstöcke (optional)

Ich würde ohne einen BergführerIn den Großglockner nicht besteigen. Es ist jetzt schon wirklich sehr ausgesetzt und sehr viel zum Klettern. Zusätzlich bekommt man die technische Ausrüstung auf der Hütte vom Bergführer und erspart sich somit Gewicht. Falls man trotzdem wirklich alleine gehen will dann muss man Steigeisen, Helm, Klettergurt und Sicherungsmaterial mitnehmen.

Mein Erlebnis

Tag 1

Ich habe jetzt schon viele Wanderungen bestreiten dürfen und natürlich war die Großglocknerbesteigung immer ein Ziel von mir. Jetzt konnte ich dieses Ziel über den Weg der Erstbesteiger erreichen. Wie oben beschrieben, eine immer beliebtere Alternative zum Normalweg und landschaftlich wahrscheinlich die schönste Route. Wir haben unseren Bergführer hier gebucht. Die Kosten sind selbstverständlich nicht gering, aber für die zusätzliche Sicherheit eine nichtnennenswerte Bagatelle. Weil mir bewusst war, dass ich eher selten diesen Weg beschreiten werde, habe ich selbstverständlich meine Kamera mit Objektiv und Stativ mitgenommen. Das Stativ hat mich bis zur Salmhütte begleitet, aber die Kamera war dann auf 3.798 m.

Bei Kaiserwetter sind wir vom Glocknerhaus gestartet. Der Weg führt über den wunderschönen Magaritzenspeichersee, doch umso näher man der Stockerscharte kommt, umso besser sieht man den traurigen Zustand der Pasterze. Es ist jetzt schon echt fast nichts mehr von der Gletscherzunge vorhanden und die Pasterze wird wahrscheinlich in ca. 10 Jahren komplett weggeschmolzen sein. Aber nachdem Österreich ja Öl- und Autoland bleiben soll und unsere Klimapolitik komplett über Bord geworfen wird, ist dieser qualvolle Tod für uns prädestiniert… Sobald man die Stockerscharte überquert hat, muss man dieses Trauerspiel nicht mehr anblicken.

Der trauige Zustand der Pasterze

Jetzt geht es auf relativ angenehmen Weg durchs schöne Leitertal und mit etwas Glück kann man sogar Steinadler sehen. Man wird auf jeden Fall aber von vielen Murmeltieren bis zur Salmhütte begleitet. Dort begrüßt man seine BergführerIn und stellt das gesamte technische Material auf die richtige Größe ein. Danach lässt man den ersten Tag im Schatten des Großglockners ausklingen.

Tag 2

Für uns ging es dann am nächsten Morgen bereits um 4:10 Uhr auf die Beine, damit wir pünktlich um 5 Uhr die lange Etappe hinauf und hinunter bestreiten können. Leider konnte ich nur wenige Fotos von den wunderschönen Morgenstunden schießen. Von der Salmhütte aus ist der Weg bis zur Hohenwartscharte nicht allzu schwierig. Hier geht man das alte Gleschtertal auf losen Untergrund entlang bis man vor einer Wand steht und nun zieht man sich das Klettergeschirr an. Durch die zunehmende Ausaperung wurde dieser Übergang 2007 komplett neu mit Trittstufen und Seilversicherungen ausgestattet. Trotzdem ein sehr steiler Anstieg und auch einmal eine erste Überprüfung für das Glocknerleitl.

Ausblick oberhalb der Hohenwartscharte

Wenn man diese Hürde überstanden hat, geht es auf Schneefeldern zum nächsten Kamm. Hier wird man ebenfalls wieder gut gesichert und schon bald hat man den ersten Zwischenstopp erreicht – die höchste Hütte von Österreich, die Adlersruhe. Nach einer ganz kurzen Rast beginnt auch schon der technische Teil und der Moment, wo ich immer seltener meine Kamera ausgepackt habe. Nach der Adlersruhe geht man auf ein sehr steiles Schneefeld, welches wieder vor einer Wand endet – das Glocknerleitl. Hier muss man mit den Steigeisen klettern. Oben angekommen zieht man sich diese aus und jetzt gibt es nur mehr zwei Hürde bis zum Gipfel. Der Kleinglockner und die berüchtigte Glocknerscharte.

Hinauf auf den Kleinglockner ist nicht so anstrengend wie das Glocknerleitl, es gibt sehr gute Griffe und genug Platz, andere Leute vorbeizulassen. Kurz vor der Glocknerscharte wird der Platz eng, weil man oben auf den Grat geht. Noch einmal ein wenig hinunterklettern und schon steht man vor der Schlüsselstelle des Anstiegs – die Glocknerscharte. Dort geht man ca. 4 m ungesichert auf einen sehr schmalen Pfad, links geht es 1000 m in den Abgrund und rechts geht es in die Pallavicinirinne. Joa, also ein kurze Moment des Unbehagens.

Die berüchtigte Glocknerscharte

Nach dieser Schlüsselstelle wird man mit dem schönsten Klettern belohnt und kurz darauf steht man auf den Top of Austria und wird von ikonischem Gipfelkreuz des Großglockners begrüßt.

Das Gipfelkreuz des Großglockners

Nach diesen 5h Kraftakt verweilt man nur kurz am Gipfel und klettert denselben Weg hinunter. Das Glocknerleitl ist bergab sehr anstrengend und wir sind auch auf eine andere Gruppe aufgeschlossen und haben dadurch immer wieder warten müssen. Außerdem hat ein alter Bergführer einen Stress gehabt und dort alle Leute, mit seinen Begleiter überholen müssen. Dadurch habe ich dann noch einen schönen Eisenzahn in mein Wadel bekommen…

Nach diesen Schmerzvollen Augenblick sind wir unten angekommen und haben das steile Schneefeld erneut überquert und sind auf ein Getränk in der Adlersruhe eingekehrt. Über einen weiteren Kamm und ein weiteres Schneefeld, wo man die Haxn schon gut spürt, steht man vor der Hohenwartscharte, welche auch nicht leichter wurde. Unten angekommen kann man dann auch wieder das Klettergeschirr ablegen und nun geht man das alte Gleschtertal zurück zur Salmhütte. Nach einer reinen Gehzeit von 9h kann man den Rucksack ablegen und „genießt“ seinen Gipfelschnaps. Nachdem mein Rachen verbannt ist, gibt man das Leihmaterial zurück und verabschiedet sich von seiner BergführerIn und kann entweder gleich zum Glocknerhaus absteigen, oder eine weitere Nacht auf der ruhigen Salmhütte verbringen.

Tag 3

Am nächsten Morgen habe ich noch die schimmernden Farben des Himmels ausgenutzt und zufälligerweise sogar das Symbol des Alpenvereins gefunden – die Edelweiß.

Das Wahrzeichen des Alpenvereins

Fazit

Was soll ich sagen, der Großglockner ist noch immer ein beliebtes Ziel von Bergsportbegeisterten, nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, Italien, Frankreich und der Schweiz. Wir hatten sehr großes Glück mit dem Wetter und der Zeit. Bei so einen Kaiserwetter war der Ansturm aufs Top of Austria eher gering. Zusätzlich war unser Bergführer wirklich grandios, sehr gesellig und Pflichtbewusst.

Es ist ein wirklich einmaliges Erlebnis. Trotzdem sollte man sich den Risiken bewusst sein und wenn man das erste Mal den Großglockner erklimmt, ist eine BergführerIn Pflicht. Der Weg ist jetzt schon wirklich sehr ausgesetzt und technisch herausfordernd.

Wie immer gibt es mehr Bilder in der Galerie.

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