Nach dem Fiordland geht es für mich weiter hinauf entlang der Westküste. Queenstown, Glenorchy und Wanaka stehen an.
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Glenorchy
Nach meiner 120km langen Sackgasse in Milford Sound geht es in die nächste Sackgasse. Glenorchy wird über Queenstown erreicht und die Straße führt entlang des Lake Wakatipu. Eine schöne Straße mit einer noch schöneren Szenerie und genug Aussichtspunkten.
Im Schatten des Mount Earnslaw und Dart Gebirge, liegt der kleine Ort Glenorchy. Das ergibt einen einmaligen Anblick und diesen Gedanken hatte auch Sir Peter Jackson. Die Backcountry von Glenorchy trägt den Namen Paradise. Das Ende des Routeburn Great Walk und Greenstone Track ist auch der Schauplatz von Isengard, Lothlorien, Fangorn Forest, Gebirge von Moria, Caradhras und der Waldszene am Ende des ersten Teils von The Lord Of The Rings. Und die Aussicht von Paradise enttäuscht nicht.
Natürlich bin ich auch die tiefste Straße in das Tal gefahren. Mein Auto hat mich nicht enttäuscht und nach 4 Bachüberquerungen bin ich am Parkplatz des Dart River Track angekommen. Die Schotterstraße ist teils ziemlich bescheiden und falls man einen Mietwagen hat, sollte man zuerst noch einmal den Vertrag durchgehen. Nachdem das Wetter supa war, bin ich die ersten Stunden des Dart River flussaufwärts gegangen. Ich überlegte mir, ob ich diese mehr Tageswanderung beschreiten will. Habe mich aber wegen unnachvollziehbaren dagegen entschieden, diese Entscheidung war keine Glanzleistung. Ein wunderschönes Tal mit richtig schöner Sicht. Der Track endet entweder im West Matukituki Tal nach einer Alpenüberquerung über den Cascade Saddle, oder man geht das Rees River Valley flussabwärts. Zum Cascade Saddle kommen wir noch.
Diamond Lake war mein Camp und am nächsten Tag wollte ich noch ein super Foto des Dart Glacier schießen. Leider wurde ich von Nebel eingehüllt. Ernüchternd geht es wieder zurück nach Queenstown.
Queenstown
Die Adrenalin Hauptstadt von Neuseeland. Queenstown ist nicht sehr groß, dafür gibt es 5 Geschäfte wo man diverse Aktivitäten, wie z.B. Skydiving buchen kann. Sicher ein cooles Erlebnis, aber ich bin Backpacker und so ein teures Vergnügen überlegt man sich schon zweimal. Wie dem auch sei, den ganzen Andrang und Nachrede von Queenstown kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es ist eine wirklich kleine Stadt am Seeufer, nichts atemberaubendes. Es ist alles sehr eng und Unterkünfte kratzen am 3 stelligen Bereich für eine Nacht. Ein nettes Dorf, aber für mich nicht mehr.
Einen zweiten Tag plante ich auch noch in Queenstown, der Hausberg Ben Lomond steht an. Dachte ich zumindest, den ganzen Tag hat es geregnet und somit war der Tagesausflug obsolet, weil die gute Aussicht auf Queenstown werde ich nicht haben. Ernüchternd geht es für mich nach Wanaka, nach einem kurzen Stopp in Arrowtown.
Wanaka
Wanaka erreicht man am besten über die Crown Range, eine Passstraße welche die zwei Skiorte verbindet. Es ist Sommer, also Wanderschuhe statt Ski. Nachdem ich ja eigentlich eine 8h Wanderung in Queenstown unternehmen wollte, hab ich zwei Pausentage eingeplant. Am Abend hab ich meine Genialität wieder unter Beweis gestellt und mein Toilettaschal ist noch immer in Queenstown. Also noch einmal die Crown Range hin und zurück. Nach dieser ereignisreichen Fahrt, besuchte ich noch den #ThatWanakaTree. Der Baum im See welcher 2014 einen Wettbewerb gewonnen hat. Abenddämmerung abgehakt, Sonnenaufgang und Milchstraße fehlen noch.
Am zweiten Tag ist nicht viel passiert, in Wanaka gibt es nicht so viel zu tun. Nach einem Besuch in der Lavender Farm packe ich meinen Rucksack und fuhr zu meinem Camp. Die für mich wahrscheinlich gefährlichste Wanderung in Neuseeland steht an.
West Matukituki Tal
Die Backcountry von Wanaka ist der Mt. Aspiring Nationalpark. Die Schotterstraße ist wieder ähnlich bescheiden wie in Glenorchy. Den Mt. Aspiring werde ich nicht besteigen, dafür aber die Routen mit den besten Blicken. 1. Tag French Ridge Hut, am Fuße des Mt. Aspiring. 2. Tag Liverpool Hut besuchen, am Fuße des Mt. Barff und zur Aspiring Hut absteigen. 3. Tag Cascade Saddle, wie versprochen und am nächsten Tag zurück zum Parkplatz.
French Ridge Hut
Zuerst steht die 1480m Hohe French Ridge Hut an. Man geht das Tal 14km entlang und dann teilen sich die Pfade. Links geht es hinauf zur 1100m hohen Liverpool Hut und rechts über den Fluss hinauf auf French Ridge. Die 14km sind einfach und gehen ein wenig bergauf und bergab. Man muss aber viele kleine Seitenströme überqueren.
Um 8 Uhr stieg ich aus dem Auto und nach 2h erreichte ich die Aspiring Hut. Ich wusste, dass es ab 10 Uhr ein wenig Regnen soll, ein wenig ist das Stichwort. Nach 2 Stunden Warten in der Hütte, ignorierte ich den Regen und setze Richtung Gabelung, Pearl Flat fort. Nach einer halben Stunde war ich durchnässt, meine Regenjacke hat super gehalten nur meine Schuhe waren komplett nass und ich hab keinen Fluss überquert. Kurz vor Pearl Flat führt der Weg auf dem erhöhten Ufer des Flusses. Leider ist ein großer Teil einfach weggebrochen und entweder kann man in den dichten Wald gehen und hoffen, dass man wieder beim Fluss hinaus kommt, oder man geht hinunter zum Strom und geht das schmale noch trockene Ufer entlang. Die zweite Option ist leichter zu erkennen, man braucht halt ein wenig Gleichgewicht um nicht nass zu werden.
Bei Pearl Flat angekommen, beobachte ich den Himmel. Meinen Grad kann man nicht erkennen und der Regen wird auch nicht besser. Ich befinde mich gerade auf 500m, 1000m über 3km und 1km davon entlang des gefährlichen Grads ohne jeglichen Schutz, stehen noch bevor. Die Windböen mit bis zu 70 km/h sind auch nicht von Vorteil. Ich hatte jetzt die Entscheidung, setze ich fort oder kehre ich um. Wie oben genannt, geht man diese Routen für wunderschöne Ausblicke, aber wenn ich nicht einmal meinen Grad in 30m Entfernung sehe, werde ich auch sicher nicht Mt. Aspiring erblicken. Deswegen kehrte ich um. Die Hütte hätte ich ziemlich sicher erreicht, aber das Wetter soll Morgen genau so schlecht sein und das Risiko ist es mir nicht wert. Beim Rückweg bin ich dann schon auf den leicht angewinkelten Felsen ausgerutscht… Somit steht eine zusätzliche Nacht in der Aspiring Hütte an.
2. Tag
Das Wetter ist leider noch schlechter und ein Besuch zur Liverpool Hütte ist sinnlos. Obwohl die Nordseite mich sogar mit blauen Himmel und Sonne begrüßt, ist das westliche Tal Richtung Pearl Flat schwarz. Wenn zumindest der Wind aufhören würde, kann ich meinen Versuch auf den 1800m Cascade Saddle morgen starten. Wanaka würde ich in so einem Regen wahrscheinlich sowieso nicht erreichen, weil die Bachal zu hoch sind.
Cascade Saddle
Warnung: Wirklich nur bei großer Erfahrung probieren, sehr gefährlich und ohne Trittsicherheit kommt man nicht weit!
Der französische Grad war eigentlich als Prelude angedacht. Der Cascade Saddle ist ein sehr gefährlicher und hoher Alpenpass. Cascade Pylon befindet sich auf einer Höhe von über 1800m. Also 1400m auf 4km von Aspiring Hut. Deswegen sollte dieser Alpenpass nur von sehr erfahrenen Alpinisten beschreitet werden!
Der Regen ist natürlich nicht besser geworden, dafür gab es in den Morgenstunden keinen Wind. Deswegen startete ich den Anstieg um 8 Uhr. Man beginnt im Wald und ist gut vom Regen geschützt. Trotzdem ist Vorsicht geboten, man geht über viele Wurzeln und Steine welche wenig Halt bieten. Kurz vor der Baumgrenze ist der Weg ziemlich verwachsen und dieser Zustand bleibt auch für die nächsten 300 Höhenmeter. Verwachsen verlässt man das Gebüsch und nun geht es über steile Felsen bergauf. Es gibt einige Stellen wo man kurze fast 90° Wände hinauf klettert, Hände sind deine Freunde.
Die Sicht war bescheiden, dafür hat es aber zum Regen aufgehört. Unbedingt immer zumindest eine Markierungsstange, entweder Rück- oder Weiterweg im Blickfeld haben! Kurz vorm Höhepunkt gibt es noch eine Bereich mit Warnung, welche auf extreme Vorsicht und Todesfälle hinweist. Das Schild hätte man schon viel früher aufstellen sollen, der Bereich war im Vergleich nicht so gefährlich. Nach einem letzten Anstieg hat man den höchsten Punkt erreicht.
Der Weg führt jetzt in ein kleines Tal. Man ist jetzt wieder der Westflanke komplett ausgesetzt und ich wurde gleich mit Wind und Schneeregen begrüßt. Außerdem zieht der Nebel zu und deswegen kehrte ich um, weil ich die Markierung beim Abstieg sehen muss. Der Weg hinunter ist extrem gefährlich. Zeit nehmen und bei manchen Stellen mit dem Gesäß hinunterrutschen. Glücklicherweise war ich schneller als die Nebelwolken und dadurch sah ich den Weg relativ gut; Aussicht hatte ich trotzdem keine. Der Nebel ist dann bei ungefähr 1500m stecken geblieben und das östliche Tal zum Parkplatz war sehr klar. Eine Schar von Keas hat mich bis zum Wald begleitet.
Trotzdem sollte man nicht meinen, dass der harte Teil vorüber ist. Die Wurzeln und Steine waren sehr rutschig und bin mehrere Male weggerutscht. Nach 5,25h erreichte ich mit komplett durchnässten Füßen die Hütte. Kurz darauf habe ich meine Sachen gepackt und durch das gute Wetter im Osten, bin ich zum Parkplatz marschiert. Ich wusste nicht wie das Wetter morgen in der Früh ist und wollte mit Sicherheit durch die Bachal fahren können.
Ich hab den schwersten Teil des Alpenpasses geschafft, ich empfehle aber niemanden diese Route in meinen Bedingungen zu beschreiten. Die Berge werden in den nächsten tausenden von Jahren nicht verschwinden. Wart lieber auf ein gutes Wetter oder auf eine bessere körperliche Form. Wenn es nicht passt, braucht man den Mut um Umzukehren; es ist keine Schand!
Leicht ernüchternd beende ich meinen Ausflug im Mt. Aspiring Nationalpark. Auf dieser Reise werden wir uns nicht mehr sehen.
Roy’s Peak
50km weiter östlich war das Wetter wunderbar und nachdem ich nicht den Hausberg in Queenstown mitnehmen konnte, wollte ich den Hausberg in Wanaka nicht verpassen; Roy‘s Peak. Diesen habe ich noch am selben Tag erkämpft.
Ein paar Zeilen davor schreibe ich über vernünftiges und anständiges Verhalten in den Alpen und dann mach ich so ein Blödsinn. In den Worten von Jeremy Clarkson: „Sometimes my Genius is … it’s almost frighting“. Anscheinend waren 27km und 1400 Höhenmeter noch nicht genug. Dafür hab ich zwei Ausreden: 1. Roy‘s Peak will man im Sonnenuntergang erleben. 2. Ich kenne meinen Körper gut und falls ich über 25km hinaus wandere, tut mir am nächsten Tag alles weh. Also sah ich das als eigene Herausforderung.
Wanderschuhe sind komplett nass und meine Zehen schauen auch nimma so gut aus, deswegen ging ich mit Sandalen. Bei so einen Weg ist das auch kein Problem. Eine Straße aus festen Sand, mit einigermaßen steilen Abschnitten. Gegenüber meiner Morgenroute war das schon wie eine Autobahn. In jeden anderen Zustand wäre diese Route kein Problem, aber für mich war das ein Kampf. Bis zum Gipfel sind es 8km und 1250 Höhenmeter. Zum Glück erklimmt man die Hauptattraktion nach nur 6,5km und 1100 Höhenmeter… Der Aussichtspunkt ist ein unikates Fotomotiv. Aber am Weg dorthin war ich kurz vorm Übergeben.
Nach 2 qualvollen Stunden erreichte ich mein Ziel und die Goldene Stunde steht kurz bevor. Natürlich gibt es auch ein Handvoll Personen die genau das Selbe vorhaben, somit kann ich auch nach Hause Grüßen. Den Text kann man zum Glück nicht lesen (Anonymität will ich noch beibehalten), aber die Gruppe wird es erkennen welches Leibal ich anhabe.
War es das Foto den ganzen Leid wert? Absolut gar nicht! Wie deppat muss man sein um so einen Blödsinn anzustellen? Aber das Glück war auf meiner Seite und die Blaue Stunde beim Abstieg war phänomenal. Jeden Abend den ich in Wanaka verbracht habe, gab es die schönsten Abenddämmerungen an welche ich mich erinnern kann. Ich weiß nicht warum aber anscheinend hat Wanaka eine überlegende Geografie um wunderschöne Himmelfarben zu erzeugen. Aber dieser Abend war unbeschreiblich. So ein intensives Pink und Blau hab ich noch nie erlebt. Der See schimmerte Pink und selbst die Haut hatte diesen Farbton. Ein bildhübscher Augenblick, welche in einer Momentaufnahme nicht dargestellt werden kann. So etwas muss man selbst erleben, um dieses Farbenspiel gerecht zu werden. Ein Balsam für meine Gelenke, ein unbezahlbarer Anblick.
Komplett kaputt erreichte ich das Auto. 40km, über 2500 Höhenmeter und 54000 Schritte sind eine Marke welche ich in nächster Zeit sicher nicht schlagen werde, wenn überhaupt jemals. Die Schmerzen am nächsten Tag sind okay. Zwar tut jeder Schritt weh, aber ich hätte schlimmeres erwartet. Die Morgenstunden habe ich auch gleich genutzt um noch einmal dem Baum von Wanaka zu fotografieren. Leider waren die Farben sehr bleich und deswegen hab ich mich in meinen Nachbearbeitungsprogramm ausgetobt. Jetzt dann noch die Milchstraße und dann samma fertig.
Hier sieht man auch gleich sehr gut, wie eine weiter Lichtquelle das Bild beeinflusst. Leider war insgesamt der Winkel der Milchstraße zu groß. Die restlichen Faktoren wie Mondphase waren perfekt.
Wie immer gibt es weitere Bilder in der Galerie.