Nachdem ich das Southland abgeschlossen habe, steht nun die Westküste „The Coast of New Zealand“ an und beginnt gleich mit einem absoluten Highlight, das Fiordland.
Inhaltsverzeichnis
Anreise Fiordland
Nach meinem kurzen Aufenthalt auf Stewart Island, um den Rakiura Great Walk zu beschreiten, hab ich mir eine kleine Pause genommen. Hierfür übernachtete ich in Riverton und Mossburn. Dort ist mein Kaiserwetter gebrochen. In Riverton hagelte es sogar am Abend.
Aber wenn man nur noch wenige Kilometer vom Fiordland, mit ihren 200 Regentagen und 7 bis 9 Meter Regen entfernt ist, kann man sich darauf schon einmal einstellen. Als Referenz, im Amazonas regnet es weniger!
Kepler Track
Vorbereitung
Der nächste Great Walk steht an. Einen Guide dazu werde ich mir ersparen, weil sich bei der Planung nur sehr wenig ändern würde. Man braucht ein Glück mit der Buchung und dann muss man sich halt ein Taxi zum jeweiligen Start- und Endpunkt organisieren. Beim Buchen hatte ich selbstverständlich kein Glück, eine weitere Nacht im Zelt steht für mich am Plan. Dieses Mal hab ich auch wirklich meine Packliste optimiert, weniger wäre nicht mehr möglich gewesen.
Kein Reservegewand, nur Regenjacke und etwas zum Überziehen. Powerbank und 3l Trinkblase im Auto gelassen. 1l statt 2l Topf, Gaskocher, nur eine 1,5l Trinkflasche und das restliche Campingzeug. Somit habe ich wahrscheinlich 3 bis 4 kg weniger mitgenommen und die hat man auch gespürt. Schließlich muss ich zwei 25km Etappen und am ersten Tag 1200 Höhenmeter überwinden.
Erster Tag
Joa, nach dem Wassertaxi ging es für mich um 9:00 Uhr von Brod Bay los. Angeschrieben sind 4,3h Luxmore Hut und 10h Iris Burn Hut/Camp, ein furchteinflößendes Schild. Während dem Wandern war das Wetter adäquat, zwar ein wenig kalt, aber ich bin trocken geblieben.
Der erste Teil führt durch einen Wald. Nachdem die Steigung sehr gradual ist, merkt man gar nicht wie viele Höhenmeter bereits zurück gelegt wurden. Erst wenn man abrupt die Baumgrenze erreicht, wird einem die Differenz von 800m bewusst. Die letzten Höhenmeter zur Hütte stehen an. Jetzt beginnt das alpine Erlebnis.
Es ist ein sehr schöner Weg und der Alpenpapagei Kea wird wahrscheinlich das ein oder andere Mal dein Begleiter sein. Apropos Kea, nicht füttern! Sie sind sehr intelligent und wollen oft spielen, daher alles gut verstauen, ein Reißverschluss ist keine Hürde. Falls du Pech hast, verlässt du die Alpensektion mit löchriger Ausrüstung. Aber Foto schießen ist kein Problem.
Nachdem ich in meinen jungen Jahren schmerzvoll gelernt habe, dass dich eine konstante Geschwindigkeit schnell macht und ned Sprint – Pause – Sprint – etc., erreichte ich bereits nach 2h Luxmore Hut. Weil es nicht allzu warm war, habe ich nur eine kurze Pause eingelegt, damit ich nicht auskühle. Man geht jetzt einen schönen Kamm entlang. Es gibt zwei Stellen welche sehr exponiert sind und dort ist man dem Wind ordentlich ausgesetzt. Es gibt auch die Möglichkeit über einen kleinen Umweg (10 min angeschrieben) Mt. Luxmore zu erklimmen, nachdem bei mir aber gerade voll der Nebel eingefahren ist, hab ich mir diese Kraft erspart.
Beim zweiten Unterschlupf vorbei, steigt man jetzt wieder jeden Höhenmeter in die Tiefe. Eine kurze Weile später befindet man sich wieder im Wald. Der Alpenpass ist nicht mehr.
Mein Tagesziel hab ich nach 25,5km und <6h erreicht. Das die 10h gut bemessen sind, war mir schon bewusst, deswegen habe ich mit 7 bis 8h gerechnet; aber 6h nehme ich auch. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut und meinen Rucksack abgelegt habe, bin ich dann noch den kurzen Umweg (20 min angeschrieben) zu den Iris Burn Falls gegangen.
Um 18:30 Uhr gab es dann eine kurze Einführung zum Campingplatz, mit dem Wächter. Dieser hat uns auf das Verhalten der Kea hingewiesen, es ist nicht unüblich, dass Zelte durchgebohrt werden. Auf die Sandflies hingewiesen. Sind hier die Pest, jede freie Hautstelle wurde gebissen; ohne Schmäh! Und die Unwetterwarnung für die anstehende Nacht erläutert. Von 21 bis 6 Uhr starker Regen und Wind.
Leider hat sich diese Prophezeiung bewahrheitet. Wirkliche Unmengen an Regen, ich bin irgendwie während der Nacht trocken geblieben. Alles bis auf den Rucksack war durchnässt, selbst das Zeltinnere war nass. Die Tongariro Alpenüberquerung -Link- war zwar meine kälteste Wanderung, dafür war der Kepler Track einfach nass! Somit ging es für mich mit gefühlt 2kg extra Last zu Rainbow Reach.
Zweiter Tag
Wie dem auch sei, ich hab erstaunlich gut geschlafen und durch den Sturm wurden wir auch nicht von den Keas belästigt. Nach der Alpenetappe geht es nun hauptsächlich flach den Regenwald entlang. Es gibt eine Stelle, wo man ins freie Tal durchbricht; Big Slip. Hier hat man einen wunderschönen Blick auf die umliegenden Hänge und durch den nächtlichen Zyklon, wurde ich mit unzähligen Wasserfällen entlohnt. Außerdem spannte sich ein Regenbogen durch das Tal. Leider endet dieser in einer großen schwarzen Wolke. Deswegen blieb mir keine Zeit für ein Foto, der Wald ruft.
Zurück im etwas geschützten Gebiet, schwelge ich in der Kindheit. Die bemoosten dicken hohen Baumstämme im dichten Wald, welcher in Nebel gekleidet ist. Nur die diversen Raubtierfallen, reißen einem aus den Kindermärchen. Es gibt dort wirklich ein paar sehr schöne Stellen.
Nach 5 anstrengenden Stunde (2,5h schneller als angeschrieben) entlang des Waiau River (besser bekannt als Anduin River), erreichte ich endlich Rainbow Reach. Der Ort wo mich mein Shuttle abholen wird. Die letzten +10km des Track sind wieder entlang des Waldes. Also verpasst man dort eher weniger. Wenn man vielleicht Hütten buchen kann, dann steht den Rundgang aber nichts im Wege.
Natürlich war ich viel zu früh angekommen, dafür hatte ich ein schönes Wetter und konnte dadurch meine Sachen trocknen lassen.
Der Kepler Track ist wirklich den Titel Great Walk würdig! Einer der schönsten Wanderungen die ich jemals unternommen habe. Wenn man das Glück und die Zeit hat, sollte man sich diesen Genuss nicht entgehen lassen.
Milford Sound
Mein Camp ist Cascade Creek, der letzte Campingplatz und ungefähr auf halben Weg zu Milford Sound. Da wird man gleich von mehreren Weka aufgeweckt, oder beim Frühstück begrüßt. Der 120km lange Highway 94 wird als einer der schönsten Sackgassen der Welt betitelt und dieser Aussage stimme ich zu. Am Anfang ist es ein bisschen fad, aber ab Egliton Valley beginnt die Magie.
Erster Tag
Die Berge werden immer höher und die Schluchten immer tiefer. Neben Seen kann man noch immer durch das verregnete Wetter unzählige Wasserfälle in den Abgrund stürzend begutachten. Der Nebel hat zwar leider die Sicht eingeschränkt, trotzdem war das ein Erlebnis. Der Moment als man den Homer Tunnel verlässt war atemberaubend! Der Nebel in der Früh war sehr szenisch, am Nachmittag gab es eine kurzes Wetterhoch. Aber entscheidet selbst, welches Bild besser aussieht:
Nach ca. weiteren 30 Minuten war ich auch schon am Ende der Straße. Nachdem das Fiordland ein Touristenmagnet und Milford Sound wahrscheinlich die Destination Nr. 1 ist, sind die Parkgebühren hoch. Aber als ich dann den Preis sah, schmerzte mein Backpacker Spardrang; 10 NZD pro Stunde. Außerdem habe ich noch eine Bootstour, für 145 NZD gebucht. Ein teures Vergnügen!
Durch das Wetter konnte ich Milford Sound in voller Pracht erleben. Sehr viele Wasserfälle die an sonnigen Tagen nicht vorhanden sind. Der Nebel hat sehr zur Atmosphäre beigetragen. Von den Motiven her hat mir Aoraki / Mt. Cook besser gefallen, aber das Erlebnis war hier auf jeden Fall größer. Unbedingt eine Bootsfahrt unternehmen, dass war ein wirklich lohnendes Abenteuer.
So endet mein erster Tag im nördlichen Fiordland. Regen hatte ich schon genug, hoffentlich wird es morgen besser wenn ich Lake Marian und den Key Summit Track beschreiten will.
Zweiter Tag
In der Nacht wurde ich vom Paarungsschrei des männlichen Kiwis aufgeweckt. Bin schon gespannt was dieses Mal meine Ruhe stören wird. Wie dem auch sei, mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen und wurde wieder mit Kaiserwetter begrüßt. Perfekt um die beiden 3h Wanderungen zu unternehmen.
In der Früh ging es für mich hinauf auf das Key Summit Plateau. Der erste Teil des Routeburn Great Walk. Ein großer Verlust, dass ich kein Glück mit der Buchung hatte. Wunderschöne Alpenlandschaft des dreigeteilten Gebirges. Oben angekommen hat man einen super Ausblick und man konnte auch schon meine nächste Destination begutachten, Lake Marian.
Hierfür geht es in das wunderschöne Hollyford Valley, leider hab ich den Hollyford Track zu spät gefunden. Wäre eine super mehrtägige Wanderung entlang des Hollyford Rivers gewesen. Nur war ich mit der Planung, durch die Great Walks leider schon zu weit. Der Lake Marian Track lässt sich in zwei Sektionen einteilen, die erste führt bis zum Aussichtspunkt auf die Marian Falls und die zweite Sektion geht hinauf zum See.
Der zweite Teil war für mich eine Sensation, keine Hilfsmittel auf dem Weg, nur über Wurzeln und Stein gelangt man zum Ziel. Eine Premiere in Neuseeland! Der Weg hat es auch in sich. Lange Zeit geht man einen Regenabfluss hinauf und da kann es schon einmal vorkommen, dass man über Steine zirkeln muss, damit die Füße trocken bleiben. Außerdem gibt es ziemlich hohe natürliche Stufen, Hände sind hier dein Begleiter. Leider gibt es keine Warnung, dass der Weg nichts für Unerfahrene ist und man trifft schon wieder viel zu viele Leute, wenn man Glück hat die Turnschuhe tragen. Aber viele Jeans oder ähnlich unpraktischen Hose dominieren den Augenblick.
Es gibt ein paar Stellen wo man den Weg nicht klar erkennt, zeit nehmen und nach den orangen Pfeilen Ausschau halten! Man will ja schließlich nicht eine halbe Stunde in einem alten Flussbett mit großen Felsen herum kraxsln; nicht dass das passiert wäre…
Wieder am richten Weg war ich beeindruckt, dass ich die Möglichkeit des Sehens kurz davor verloren habe. Es ist eh alles g’scheit angeschrieben. Nach dieser „Abkürzung“ wurde ich schlussendlich mit einem smaragdgrünen See belohnt.
Ab und zu versteht ich die Kiwis nicht, es gibt so viele Routen wo brutal in die Umwelt eingegriffen wird, dass auch jedes Individuum ans Ziel kommt. Aber beim Lake Marian endet der Weg einfach im Wald. Ich bin nicht der Erste, der diesen See besucht und somit gibt es Möglichkeiten, besser Aussichten rund um dem See zu bekommen…
Doubtful Sound
Die Nacht war ruhig und mein Abenteuer durch das nördliche Fiordland geht zu ende. Nachdem ich mich über die Kosten in Milford Sound echauffierte, hab ich natürlich eine weitere Bootstour gebucht. Doubtful Sound für 380 NZD; dafür muss man keine Parkgebühren zahlen. Teuer, aber die Tour geht auch 7 bis 8h, also ein Tagesausflug und Rast brauch ich sowieso.
Der Anker wird gelichtet in Manapouri und zuerst überquert man den gleichnamigen See. Nach ca. 50 min erreicht man Wilson Pass. Ein ehemaliger Wanderweg welcher durch ein 850MW Wasserkraftwerk zur Straße wurde. Eine Stunde fährt man diesen szenischen Pass mit Fotopausen entlang.
Nun geht es zur 3h Bootstour durch Doubtful Sound. Vielleicht nicht so atmosphärisch wie Milford Sound, dafür genießt man grüne Wälder und steile Klippen. Wir hatten sogar die Ehre, Delfine direkt vorm Bug zu betrachten. Das Wetter war am Nachmittag hervorragend und wenn man das Budget und die Zeit hat, steht dieser Tour nichts im Wege.
Ich tue mir schwer, den Favoriten zwischen Aoraki und Fiordland zu entscheiden. Aber die Westküste ist noch lange und schau ma mal, was ein Franz Josef & Fox Glacier oder die Nelson Region zu bieten hat.
Wie immer gibt es mehr Bilder in der Galerie.